Im Alltag hört man oft den Ausdruck „Ich bin in einer Depression“. Aber Depression ist keine Krankheit, bei der man leicht hinein- und wieder herauskommt. Nicht jede Traurigkeit oder Verstimmung bedeutet automatisch eine Depression.
Als Mensch bist du kein stabiles Wesen. Es ist normal, dass du mal glücklich, mal unglücklich und manchmal auch einfach nicht gut drauf bist. Entscheidend ist deine Fähigkeit, mit deiner aktuellen Situation umzugehen. In unserer heutigen Zeit herrscht oft der gesellschaftliche Irrglaube, dass man immer glücklich, fröhlich und gut gelaunt sein muss. Doch das ist eine Erwartungshaltung, die niemand erfüllen kann. Tatsächlich reifst du als Person und lernst, dich Herausforderungen zu stellen und nicht vor ihnen wegzulaufen, wenn du dich schwierigen Situationen aussetzt.
Bin ich depressiv?
Um bei einer Person eine Depression diagnostizieren zu können, muss sie mindestens 15 Tage lang eine depressive Stimmung und die Unfähigkeit, Freude am Leben zu empfinden, erleben. Außerdem müssen weitere Symptome wie Gefühle von Wertlosigkeit und Schuld, Energiemangel und Müdigkeit, Schlafstörungen (entweder zu viel oder zu wenig Schlaf), Appetitstörungen (entweder Gewichtsabnahme oder Gewichtszunahme), Konzentrationsstörungen, Interessenverlust sowie wiederkehrende Gedanken an den Tod vorhanden sein. Es müssen mindestens vier dieser Symptome gleichzeitig auftreten.
Körper und Geist sind untrennbare Teile eines Ganzen. Wenn es einem Teil nicht gut geht, wirkt sich das auch auf den anderen Teil aus. Welcher Teil zuerst beeinflusst wird, hängt von unseren genetischen Codes ab. Wenn diese Harmonie zwischen Körper und Geist gestört ist, gerät das gesamte System aus dem Gleichgewicht.
Vor einer Diagnosestellung sollte unbedingt überprüft werden, ob eine körperliche Erkrankung vorliegt. Dazu sollten Tests bezüglich der Schilddrüse, des Blutbildes (Hämoglobin und Ferritin) sowie der Vitamine (B12, Vitamin D) durchgeführt werden. Wenn eine körperliche Krankheit oder ein Mangel vorliegt, sollte dies gleichzeitig behandelt werden. Es sollte nicht vergessen werden, dass Depression den Verlauf chronischer Krankheiten verschlechtert und umgekehrt chronische Krankheiten das Überwinden der Depression erschweren können.
Was sind die Ursachen von Depressionen?
Es gibt keine eindeutige Definition, die die Entstehung von Depressionen vollständig erklärt. Die allgemeine Meinung ist, dass es mit den Molekülen zusammenhängt, die bei der Übertragung zwischen den Zellen im Gehirn verwendet werden. Aber es könnte sowohl ein Auslöser als auch eine Folge sein.
Auf biochemischer Ebene führt der Mangel an Serotonin, Noradrenalin und anderen Botenstoffen zu einer Veränderung unserer Wahrnehmung. In genetischer Hinsicht besteht ein dreifach höheres Risiko, an Depressionen zu erkranken, wenn sie bei erstgradigen Verwandten bereits aufgetreten sind. Auf psychosozialer Ebene spielen die Art der Beziehung zu unserer Umgebung, Denkfehler und unsere Bewältigungsstrategien bei Stress eine Rolle.
Wer gehört zur Risikogruppe für Depressionen?
- Frauen (Depression tritt bei Frauen doppelt so häufig auf wie bei Männern)
- Menschen mittleren Alters
- Unverheiratete (Verwitwete, Geschiedene und Singles sind anfälliger)
- Geringverdiener
- Alkohol- oder Drogenabhängige
- Menschen mit chronischen Erkrankungen
Behandlung von Depressionen
Die Behandlung von Depressionen umfasst sowohl medikamentöse als auch psychotherapeutische Ansätze. Für eine wirksame Genesung ist die kombinierte Anwendung beider Ansätze erforderlich.
Depression ist eine Krankheit, die medikamentös behandelt werden muss. Sobald die Diagnose gestellt wurde, bedeutet das auch, dass eine medikamentöse Behandlung erforderlich ist. Vor Beginn der Medikamenteneinnahme sollten Leber- und Nierenfunktionstests durchgeführt werden.
Die volle Wirkung der verwendeten Medikamente setzt in der Regel nach etwa 6 Wochen ein. Wenn die Wirkung einsetzt und du dich besser fühlst, besteht die Gefahr, dass du denkst, du seist geheilt und du die Medikamente absetzen kannst. Dies ist ein großer Fehler, da die Krankheit weiterhin besteht und Rückfälle auftreten können.
Es ist wichtig zu wissen, dass du nicht innerhalb von 3-5 Tagen in eine Depression geraten bist und daher auch nicht sofort daraus herauskommst. Depression formt sich durch deine Wahrnehmung, Interpretation und Beziehung zu deiner Umgebung. Die Behandlung ist daher ein ganzheitlicher Prozess. Wenn dein Arzt beschlossen hat, mit der Behandlung zu beginnen, solltest du gemeinsam mit ihm auch über das Absetzen der Medikamente entscheiden.
Die medikamentöse Behandlung von Depressionen dauert mindestens 6 Monate. Diese Zeit ist erforderlich, damit sich unsere Gehirnzellen anpassen können.
Die Psychotherapie trägt zur Genesung bei und hilft gleichzeitig, Rückfälle zu verhindern, indem Bewältigungsstrategien erlernt werden.
Stress sollte man wie einen eindringenden Keim im Körper betrachten. Auch wenn wir versuchen, nicht krank zu werden, erneuert und stärkt sich unser Körper zwei- oder dreimal im Jahr mit verschiedenen Krankheiten. Wir sagen nicht: „Mein Hals hätte nicht entzündet sein sollen.“ Aber aus irgendeinem Grund sagen wir: „Aber Stress sollte nicht in meinem Leben sein.“ Und wir lassen nicht zu, dass Stress Veränderungen in unserem Körper und unserer Sichtweise bewirkt. Es ist fast so, als ob wir uns weigern, erwachsen zu werden.
Empfehlungen:
- Eine Diagnose einer Depression sollte von einem Arzt gestellt werden
- Bereite dich auf eine lange Behandlungszeit vor
- Wichtige Entscheidungen sollten nach der Behandlung getroffen werden (Scheidung, Jobwechsel usw.)
- Vermeide soziale Medien (wo Menschen scheinbar glücklich, reich und frei von Problemen sind)
- Vergleiche dich nicht mit anderen Menschen
- Gewöhne dich an regelmäßige Spaziergänge
- Achte auf eine ausgewogene Ernährung
- Höre vor dem Schlafengehen etwa 15-20 Minuten entspannende Musik ohne Text
- Strebe an, Bücher zu lesen
Selbst wenn du nichts anderes tun kannst, versprich dir selbst, vor dem Schlafengehen ein kleines Ziel für den nächsten Tag zu setzen. Versuche, mit dieser kleinen Veränderung im Hinterkopf einzuschlafen. Denn dein Gehirn wird diese Anweisung die ganze Nacht lang bearbeiten. Und am nächsten Tag wird dir eine kleine Veränderung näher erscheinen.
Hab keine Angst vor Depressionen. Die kleinen Schritte, die du unternimmst, werden mit der Zeit größer werden und du wirst Fortschritte machen. Geduld ist auch in der Behandlung ein Schlüsselaspekt.